Ghettoisierung vermeiden – Integration fördern

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Die in der Flüchtlingsinitiative Weilerswist e.V. (FIW) organisierten Ehrenamtlichen halten nichts davon, so viele Geflüchtete wie möglich in dem neuen Kombibau an der Gesamtschule unterzubringen. Dies wäre die Folge von Überlegungen, die die Weilerswister CDU-Fraktion am 26. April im Gemeinderatsausschuss für Bildung, Jugend und Soziales vorgebracht hat.

„Durch eine Vollbelegung würde ein durchgehend hohes Stress- und Konfliktniveau geschaffen. So ein Massenbetrieb behindert effektiv jegliche Selbstorganisation, Lernatmosphäre oder Integrationsbemühungen. Darüber hinaus würde das Riesenhaus unnötigerweise zu einem sozialen Brennpunkt. Sollen Ordnungsamt und Polizei, oder die Flüchtlingsinitiative das mit zusätzlichem Einsatz auffangen müssen?“, fragte dazu FIW-Sprecher Michael Detscher in der Ausschusssitzung. „Sollte dieser Vorschlag ohne jegliche Not in die Tat umgesetzt werden, konterkariert das alle bisherigen Bemühungen vieler Akteure um gute Nachbarschaft, Begegnung und Integration in Weilerswist.“ Bei Vollbelegung stehen jeder Person lediglich sechs Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung. „In den von der Gemeinde angemieteten Wohnungen sind in erster Linie Familien untergebracht“, ergänzte FIW-Sprecherin Andrea Brüning. „Insbesondere die Entwicklung der Kinder erfordert ein möglichst normales Leben außerhalb von großen Unterkünften. Es sind auch integrierte Kinder, die oftmals die Integration ihrer Eltern beschleunigen.“

Die CDU-Fraktion hatte vorgeschlagen, die Gemeinde solle sich von „nicht benötigten Räumlichkeiten“ wie dem Bahnhof Derkum trennen, die frühere Gaststätte „em Fässje“ als Reserve vorhalten und die für die Flüchtlingsunterbringung angemieteten Wohnungen und Häuser kündigen. Gerade die dezentrale Unterbringung hatte die FIW immer wieder gefordert. „Die Schaffung von gefördertem Wohnraum oder die Vermittlung in bestehende Wohnungen sind ebenso nötig wie die Vermittlung in Ausbildung und Arbeit“, so Detscher. „Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Das ist viel mühsamer und viel weniger publikumswirksam, als derart technokratisch motivierte Anträge zu stellen.“

Hinsichtlich der reinen Zahlen weist die FIW darauf hin, dass ohnehin nicht alle Geflüchteten in der neuen Unterkunft wohnen können: Es gibt über 120 Personen, für die die Gemeinde aufgrund ihres Aufenthaltsstatus ohnehin unterbringungsverpflichtet ist. Darüber hinaus gibt es weitere gut 100, die die Unterkünfte verlassen könnten, keinen Wohnraum zur Miete finden und qua „Wohnsitzauflage“ gezwungen sind, in Weilerswist zu bleiben. Diese Leute zahlen einen Beitrag von monatlich 200 Euro, zunehmend erwirtschaftet aus ganz normaler Erwerbsarbeit. Hinzu kommen knapp 50 weitere Personen, die zwar noch gemeldet, aber meistens nicht vor Ort sind. Allein diese kurze Aufstellung lässt vermuten, dass die Überlegungen, den größeren Teil der von der Gemeinde unterhaltenen Unterbringungen für Geflüchtete aufzugeben, auf falschen Annahmen beruhen.