Ein paar sonnige Stunden auf dem Wasser genießen, Selfies vor dem Altstadtufer schießen, Logistik auf dem Fluss erleben: Jedes Jahr sponsert der Hafenbetreiber zwei Rundfahrten durch die Kölner Häfen. Rund 300 Neugierige nutzten das Angebot zum Tag der Logistik am 21. April. Darunter auch 14 Geflüchtete, zumeist aus Syrien und dem Irak. Für einige von ihnen ist die Logistikbranche als möglicher Arbeitgeber interessant.
Beim Anblick des Containerterminals im Hafen Niehl oder dem Werftbetrieb im Hafen Mülheim kribbelt es Mortaza buchstäblich in den Fingern. „Ich bin Schweißer“, berichtet der 23-jährige Iraker. Auf seinem Handy zeigt er Bilder vom Aufbau einer Hallenkonstruktion sowie selbst gefertigtes Kunstschmiedehandwerk aus seiner Heimat. Sobald sein Asylantrag bewilligt und der Sprachkurs abgeschlossen ist, will er eine Ausbildung in der Metallbranche beginnen. Denn obwohl er mit zwölf Jahren bei seinem Vater in die Lehre ging, hat er keinen verbrieften Berufsabschluss. Das ist in vielen Ländern im Handwerk nicht üblich.
Zwischen Orientierung und Erinnerung
Andere aus der Gruppe verfolgen aufmerksam die Erläuterungen der Stadtführerin aus dem Lautsprecher oder lassen die Eindrücke auf sich wirken. Vielleicht kommen für sie einmal Tätigkeiten wie Binnenschiffer, Triebfahrzeug- oder Kranführer, Container-Checker oder Fachlagerist in Frage. „Zwischen Gemeinschaftsunterkunft, Schule und Behördengängen ist die Hafenrundfahrt eine willkommene Abwechslung für die Flüchtlinge“, unterstreicht Jérôme Lecot. Gemeinsam mit Christian Grohmann organisierte er den Ausflug im Rahmen der ehrenamtlichen Arbeit bei der Flüchtlingsinitiative Weilerswist.
Selbstverständlich fördert die Begegnung mit Schiffen bei den Flüchtlingen auch Erinnerungen zu Tage. „Mit so einem Motorboot sind wir über das Meer nach Griechenland gefahren.“ Baraa, ein junger Mediziner mit grammatisch perfektem Deutsch, deutet auf ein Sportboot. Es kreuzt im Mülheimer Hafenbecken den Kurs der MS „Rheincargo“. „Es ist für vielleicht fünf Menschen zugelassen. Wir waren neun. Für die 17-minütige Überfahrt hat der Besitzer 2.600 Dollar pro Person genommen.“ (cg)