Fünf Jahre nach „Wir schaffen das“

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Flüchtlingsarbeit in Zeiten von Corona stellt Ehrenamtliche
vor große Herausforderungen.

Anlässlich des Tag des Ehrenamts am 06. Dezember zeigt sich die Flüchtlingsinitiative Weilerswist besorgt um die Unterstützung von Geflüchteten in der Gemeinde. Die Corona-Pandemie macht auch vor der Einzelfallhilfe nicht halt. Die gewohnte Unterstützung, insbesondere von Familien, findet notgedrungen auf Distanz statt – oder manchmal gar nicht mehr. Diese Erfahrungen bereiten den Weilerswister Ehrenamtlichen große Sorge, weil gerade die vertrauensvolle Begleitung bei der Integration wichtig für kleine Fortschritte und große Erfolge ist. Viele Ehrenamtliche müssen wegen des eigenen fortgeschrittenen Alters und des erhöhten Infektionsrisikos zudem selber besonders vorsichtig sein.

Besuche, Unterstützungsgespräche und Schulungen laufen seit Monaten im Sparmodus. Hier heißt es erfinderisch sein: Besuche vor dem Haus, gemeinsame Spaziergänge auf Distanz, Telefonate und Whatsapp-Gruppen sind die neue Realität. Die üblichen persönlichen Kontakte ersetzen sie aber nicht. Veranstaltungen und gemeinsame Ausflüge mussten abgesagt werden.

Als gerade nach zähem Ringen im Wohnheim der Martin-Luther-Straße eine neue Zutrittsregelung für Ehrenamtliche mit der Gemeinde im Oktober vereinbart war, macht der erneute „sanfte“ Lockdown diese wieder obsolet. Wieder heißt es nun: Telefonieren, Nachrichten schreiben, draußen treffen. Oder eben gar nicht, wenn diese Lösungen sich als zu wenig tragfähig erweisen.

Ehrenamtlicher Deutschunterricht als Erfolgsetappe: Dusco Cenic arbeitet heute als Pflegehilfskraft.

Auch fachliche Beratungen bei Deutschem Roten Kreuz, Caritas oder Diakonie erreichen weniger Menschen, das Jobcenter ist seit April gar nicht mehr persönlich zu erreichen. Viele Geflüchtete arbeiteten vor der Pandemie in prekären Beschäftigungsverhältnissen in Restaurants oder in der Zeitarbeit und sind besonders von Jobverlust betroffen. Hygiene-Maßnahmen und wechselnde öffentliche Regelungen werden mitunter kaum verstanden. Homeschooling – für Deutsche Mitbürger*innen oftmals schwierig durchzuführen, ist für geflüchtete Familien meistens noch schwieriger. Es fehlen hier noch viel öfter die nötigen Arbeitsgeräte, vielfach aber auch die Fähigkeiten, den Distanzunterricht inhaltlich zu begleiten. Und wenn ein Wohnheim in Landes- oder kommunaler Verantwortung von einem Coronafall betroffen ist, wird gleich über die gesamte Einwohnerschaft eine Ausgangssperre verhängt.

Vor fünf Jahren setzten sich unzählige hilfsbereite Menschen für eine menschenwürdige Unterstützung der geflüchteten Menschen im Zuge der scheinbar nicht zu bewältigenden Flüchtlingswelle ein – einige gründeten ebenfalls vor fünf Jahren die Flüchtlingsinitiative Weilerswist. Der Satz „Wir schaffen das“ ist allen zusätzlicher Ansporn gewesen. Wer hätte gedacht, dass sie nach fünf Jahre vor ganz anderen Herausforderungen stehen, die die „Flüchtlingskrise“ in den Schatten stellen? Auch und gerade für Geflüchtete ist der Alltag durch Corona schwieriger geworden. Das macht die Arbeit von Ehrenamtlichen umso wichtiger.