Wenn es um die Vision für sein Leben geht, akzeptiert Milad Kakone keine gut gemeinten Ratschläge. Das im Irak abgeschlossene Studium der Telekommunikationstechnik in der neuen Heimat zum Beruf ausbauen? Kommt nicht in Frage. „Mein Vater hatte einen Friseur-Salon. Darin habe ich oft geholfen. Ich liebe diese Arbeit und will meinem Vater einen Job geben“, erklärt Kakone zwei erstaunten Flüchtlingshelfern. „Man muss auf sein Herz hören.“ Das war Anfang 2016. Da waren er, seine Schwestern und die Eltern einen Winter lang in Deutschland.
Dreieinhalb Jahre später eröffnet der nun 29-Jährige sein eigenes Friseurgeschäft in der Kölner Straße. Die Berufsausbildung hat er mit Bestnoten abgeschlossen, in Belgien eine Zusatzqualifikation zum Barbier erlangt, ein Praktikum in London und anschließend eine Meisterausbildung absolviert, eine Bank überzeugt.
Heute singt Milad Kakone in mehreren Chören, ist Mitglied der Flüchtlingsinitiative; sitzt im Prüfungsausschuss der Innung, im Pfarrgemeinderat St. Mauritius und in einem breiten Ledersessel des ersten Barber-Shops im Ort. Es ist sein Geschäft. Bilder aus verschiedenen Lebensabschnitten zieren die Wände. Neben einer Zeichnung von Burg Kühlseggen hängen Fotos der Orte Shaqlawa und Ankawa bei Erbil. „Dort bin ich aufgewachsen. Es ist gut zu wissen, wo die eigenen Wurzeln liegen. Nun ist Weilerswist meine Heimat. Auf diesem Weg haben uns viele Menschen unterstützt.“
Zur Eröffnung am 28. September ist der Laden rappelvoll. Janina Werner von wdrforyou berichtet live. Herzlich begrüßt Kakone den Friseurmeister Kevin Thater aus Großvernich. Eigentlich hatte Milad in Euskirchen gründen wollen, um seinem alten Chef keine Konkurrenz zu machen. Aber das freie Ladenlokal in Weilerswist gefiel ihm. Nun arbeiten sie dicht genug beieinander, um eine gemeinsame Weihnachtsfeier zu planen. „Nimm jede Chance, die du bekommst“, sagte Thater seinem früheren Azubi, der bald selbst ausbilden will. Gute Ratschläge nimmt Milad Kakone gerne an. (cg)
Weblinks:
Bericht des Kölner Stadtanzeigers