Das Interesse der Weilerswister an Flüchtlingsthemen

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05_20161102-offenes-treffen_evang-gemeinde-klFlüchtlingsinitiative Weilerswist e.V.·Donnerstag, 17. November 2016

Anfang November hatte die Flüchtlingsinitiative Weilerswist e.V. zu einem Offenen Treffen eingeladen. Da seit Monaten die Wellen rund um die im vergangenen Jahr angekommenen Geflüchteten zu intensiven Debatten in den sozialen Medien führen, nahmen wir an, dass ein allgemeines Interesse an der konkreten Situation und ehrenamtlichen Arbeit besteht.

Die Beschreibung unserer Gäste: Während wir sowohl auf Facebook, als auch in den Zeitungen darum gebeten hatten, sich per E-Mail anzukündigen, war diese Form der Verbindlichkeit offensichtlich den meisten zu umständlich. Letztlich bestanden die Anwesenden zu etwa jeweils einem Drittel aus nicht dem Verein zugehörigen Bürgern und Bürgerinnen aus Weilerswist und der Umgebung, aus Vereinsmitgliedern, sowie – und das hat uns in dieser Zahl überrascht: aus Geflüchteten. Etliche schon gut des Deutschen mächtig, brauchten andere noch Übersetzung. In der Regel über Facebook von der Veranstaltung informiert, war es für sie sicherlich interessant, wenn auch eventuell befremdlich, wie wir über “sie”, und unsere Arbeit mit “ihnen” referierten.

Wie ist es dann gelaufen? Zunächst präsentierten wir einen Beitrag unter der Rubrik “Zahlen und Fakten”. Wie viele Geflüchtete, wie alt, Männer oder Frauen, Anzahl der Kinder, Herkunft, Bleibeperspektive, Unterkunft in Sammel- oder privaten Unterkünften – all das wurde mit aktuellen Zahlen und ergänzenden Informationen dargestellt. Die Zahlen boten gute Anknüpfungspunkte für Erläuterungen zur konkreten Arbeit mit Geflüchteten, mit all ihren Herausforderungen, Höhen und Tiefen. Ehrenamtliche Deutschkurse, Einzelfallhilfen, Besuche in Unterkünften und die fortwährende Suche nach privatem Wohnraum – denn die meisten der Geflüchteten leiden unter der Wohnsituation in den Sammelunterkünften, die seit über einem Jahr wenig Privatsphäre erlauben. Auch uns hat es überrascht, dass von den 318 aktuell in der Gemeinde Weilerswist untergebrachten Geflüchteten trotz aller Schwierigkeiten schon 125 in Wohnungen untergebracht sind.

“Ghetto”-Sammelunterkunft und flüchtige Politiker

Zu den Anwesenden gehörten auch drei KommunalpolitikerInnen unterschiedlicher Parteien. Zwei davon vertraten nach dem Vortrag rege ihre ablehnenden Positionen zu der geplanten Großunterkunft an der Gesamtschule und versuchten das Forum zu vereinnahmen. Vor den anschließend Gruppengesprächen, in denen es um persönlichen Kontakt zwischen Flüchtlingen und Interessierten ging, verließen sie den Raum. Einer entschuldigte sich bei seinen Sitznachbarn mit einem ‚wichtigen‘ Termin: es laufe noch ein Spiel der Champions-League.

Gerade rund um den Bau des neuen Flüchtlingswohnheims in der Martin-Luther-Straße wird häufig der Sorge vor “Ghettobildung” Ausdruck verliehen. Die Verwendung dieses Begriffs blendet häufig aus, dass ein Ghetto in erster Linie durch die Ausgrenzung der Mehrheitsgesellschaft entsteht, erst in zweiter Linie durch Abgrenzung nach innen der isolierten Minderheit. Die in Weilerswist lebenden Menschen werden zeigen müssen, ob sie bereit sind, diese Ausgrenzung zu überwinden und auf die BewohnerInnen zuzugehen.

Begrenzte Reichweite – zu hohe Erwartungen?

Ein Resümee des Abends könnte sein, dass wir einige wichtige neue Kontakte zu interessierten Menschen und potentiellen Unterstützern und Unterstützerinnen aufgebaut haben; sogar drei neue Vereinsmitglieder hat uns die Veranstaltung gebracht. Auch Mitglieder des Tischtennis- und des Schützenvereins waren da, die zum Ausdruck brachten, dass auch sie sich über die Möglichkeiten der Integration von Geflüchteten Gedanken machen. Leider konnten wir auch nicht alle “Unbekannte” in persönlichen Gesprächen kennen lernen, obwohl deren Zahl überschaubar war. Dennoch ist das Gefühl da, nur wenige der Personen erreicht zu haben, mit denen es wichtig wäre, sich auszutauschen. Etwa aktive Diskutanten aus allen großen Facebook-Weilerswist-Gruppen. Ob diese zu viel beschäftigt sind, die Einladung sie nicht erreicht hat oder sie die direkte Begegnung meiden, können wir nur mutmaßen.

Das Offene Treffen war eine Erfahrung – ob eine wichtige, wird sich zeigen. Falls im nächsten Jahr ein weiteres Treffen in dieser Form geplant wird, sollten wir uns besser auf die unvorhersehbare Zusammensetzung der Anwesenden vorbereiten und überlegen, ob nicht doch noch mehr “alteingesessene Weilerswister” – durchmischt mit verschiedenen Standpunkten gegenüber Flüchtlingen – erreicht werden können.